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'Das Prinzip der Relativität - Einteilung in sieben Kategorien'

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„Wenn wir die einfachsten Worte nehmen, die dauernd im Gespräch vorkommen, und versuchen, die ihnen gegebene Bedeutung zu untersuchen, werden wir sofort sehen, dass jedermann in jedem Augenblick seines Lebens jedem Wort ein besondere Bedeutung verleiht, die ein anderer Mensch ihn nie verleihen kann und die er auch nie erwartet. „Nehmen wir einmal das Wort ‚Mensch’ und stellen wir uns eine Unterhaltung zwischen einer Gruppe von Leuten vor, in der man oft das Wort ‚Mensch’ hört. Ohne die geringste Übertreibung kann man sagen, dass das Wort ‚Mensch’ so viele Bedeutungen hat, wie Menschen an der Unterhaltung teilnehmen, und dass diese Bedeutungen nichts miteinander gemein haben.

„Wenn jemand das Wort ‚Mensch’ ausspricht, wird jeder unwillkürlich dieses Wort von dem Gesichtspunkt aus sehen, von dem er gewohnt ist, den Menschen zu betrachten, oder von dem aus er aus einem bestimmten Grund ihn in diesem Augenblick betrachtet. Ein Mensch kann sich im Augenblick mit der Frage der Beziehung zwischen den Geschlechtern befassen. Dann wird das Wort ‚Mensch’ keine allgemeine Bedeutung für ihn haben, und wenn er es hört, wird er sich zuerst fragen - welcher? Mann oder Weib? Ein anderer Mensch mag religiös sein, und seine erste Frage wird sein - Christ oder nicht Christ? Der dritte mag ein Arzt sein, und der Begriff ‚Mensch’ wird für ihn heißen ‚kranker Mensch’ oder ‚gesunder Mensch’ und natürlich vom Gesichtspunkt seines Spezialfaches aus betrachtet werden. Ein Spiritist wird sich den ‚Menschen’ vom Gesichtspunkt seines ‚Astralkörpers’ aus vorstellen, vom ‚Leben im Jenseits’ und so fort, und er mag, wenn er gefragt wird, sagen, dass die Menschen sich in Medien und Nicht-Medien gliedern. Ein Naturwissenschaftler wird im Gespräch über den Menschen das Schwergewicht seiner Gedanken auf die Vorstellung der zoologischen Gattung Mensch legen, das heißt, beim Sprechen über den Menschen wird er an die Struktur seiner Zähne, seiner Finger, seines Gesichtsbaues und an die Entfernung zwischen seinen Augen denken. Ein Rechtsanwalt wird im ‚Menschen’ eine statistische Einheit sehen oder ein Objekt für die Anwendung von Gesetzen, einen potentiellen Verbrecher oder gar einen möglichen Klienten. Ein Moralist wird, wenn er das Wort ‚Mensch’ ausspricht, sofort die Idee von Gut und Böse damit verbinden und so fort und so weiter.

„Die Menschen bemerken all diese Widersprüche gar nicht - sie bemerken nicht, dass sie einander nie verstehen dass sie immer über verschiedene Dinge reden. Es ist ganz klar, dass zu richtigem Studium, für einen exakten Gedankenaustausch eine exakte Sprache notwendig wäre, die es ermöglichen würde festzustellen, was ein Mensch eigentlich meint, die einen Hinweis auf den Gesichtspunkt bieten würde, von dem aus ein bestimmter Begriff gefasst wird, und die den Schwerpunkt des Begriffes bestimmen würde. Diese Idee ist vollständig klar, und jeder Wissenszweig bemüht sich, eine genaue Sprache für sich selbst zu finden und festzulegen. Aber es gibt keine Universalsprache. Die Menschen verwechseln ununterbrochen die Sprachen der verschiedenen Wissenschaften und bringen es nie fertig, ihre genaue Wechselbeziehung festzulegen. Und sogar in jedem getrennten Wissenszweig erscheinen unaufhörlich neue Terminologien, neue Namensbezeichnungen. Und je weiter es geht, desto schlimmer wird es. Die Missverständnisse wachsen und vergrößern sich, anstatt sich zu verringern, und man hat allen Grund zu glauben, dass sie im gleichen Maße weiterwachsen werden. Und die Menschen werden sich immer weniger und weniger verstehen.

„Für genaues Verstehen ist eine genaue Sprache unerlässlich. Und das Studium der Systeme alten Wissens beginnt mit dem Studium einer Sprache, die es sofort ermöglicht zu sagen, was man meint, von welchem Gesichtspunkt aus und in welcher Verbindung es gesagt ist. Diese neue Sprache enthält schwerlich neue Begriffe oder neue Namengebungen, aber sie gründet den Bau der Sprache auf ein neues Prinzip, nämlich das Prinzip der Relativität, das heißt, sie führt Relativität in alle Begriffe ein und ermöglicht dadurch eine genaue Bestimmung des gedanklichen Gesichtspunktes; denn was gerade der gewöhnlichen Sprache fehlt, sind Ausdrücke der Bezogenheit.

„Wenn ein Mensch diese Sprache meistert, dann kann ihm mit ihrer Hilfe ein großes Maß von Wissen und Information vermittelt werden, das ihm mittels der gewöhnlichen Sprache auch unter Benutzung aller möglichen wissenschaftlichen und philosophischen Fachausdrücke nicht mitgeteilt werden kann.

„Die Haupteigenschaft der neuen Sprache ist, dass alle Ideen in ihr um eine Idee konzentriert sind, das heißt, sie werden in ihrer Wechselbeziehung vom Gesichtspunkt einer Idee aus betrachtet. Diese Idee ist die Idee der Evolution. Natürlich nicht Evolution im Sinne einer mechanischen Evolution, da es eine solche gar nicht gibt, sondern im Sinne einer absichtlichen und bewussten Evolution, die allein möglich ist.

„Alles in der Welt, vom Sonnensystem bis zum Menschen und vom Menschen bis zum Atom, steigt oder fällt, entwickelt sich oder entartet, wächst oder verwest. Aber nichts entwickelt sich mechanisch. Nur Entartung und Zerstörung verlaufen mechanisch. Alles, was sich nicht bewusst entwickeln kann, entartet. Hilfe von außen ist nur soweit möglich, als sie anerkannt und angenommen wird, wenn auch im Anfang nur durch das Gefühl.

„Die Sprache, in der Verständigung möglich ist, gründet sich auf die Beziehung des untersuchten Gegenstandes zu seiner möglichen Entwicklung und auf den Hinweis seines Platzes in der Evolutionsleiter.

„Zu diesem Zweck sind viele unserer üblichen Ideen entsprechend den Stufen dieser Evolution eingeteilt.

„Nehmen wir wieder den Begriff Mensch. In der Sprache, von der ich rede, verwendet man an Stelle des Wortes ‚Mensch’ sieben Worte, nämlich Mensch Nummer eins, Mensch Nummer zwei, Mensch Nummer drei, Mensch Nummer vier, Mensch Nummer fünf, Mensch Nummer sechs und Mensch Nummer sieben. Mit diesen sieben Ideen wird man bereits fähig, sich zu verständigen, wenn man vom Menschen redet.

„Mensch Nummer sieben bedeutet einen Menschen, der die dem Menschen mögliche volle Entwicklung erreicht hat und alles hat, was ein Mensch besitzen kann, das heißt Wille, Bewusstsein, dauerndes und unveränderliches Ich, Individualität, Unsterblichkeit und viele andere Eigenschaften, die wir uns in unserer Blindheit und Unwissenheit immer zuschreiben. Nur wenn wir bis zu einem gewissen Grad Mensch Nummer sieben und seine Fähigkeiten verstehen, können wir die allmählichen Stufen erkennen, durch die wir uns ihm nähern können, das heißt, verstehen wir den für uns möglichen Entwicklungsvorgang.

„Mensch Nummer sechs steht Mensch Nummer sieben sehr nahe. Er unterscheidet sich von Mensch Nummer sieben nur durch die Tatsache, dass manche seiner Eigenschaften noch nicht bleibend geworden sind.

„Mensch Nummer fünf ist auch eine für uns unerreichbare Stufe des Menschen, denn er ist ein Mensch, der bereits Einheit erreicht hat.

„Mensch Nummer vier ist ein Zwischenstadium. Ich werde später von ihm sprechen.

„Mensch Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei sind Leute, welche die mechanische Menschheit ausmachen und auf der gleichen Stufe stehen, auf der sie geboren wurden.

„Mensch Nummer eins bedeutet, dass der Schwerpunkt seines psychischen Lebens im Bewegungszentrum liegt. Dies ist der Mensch des physischen Körpers, der Mensch, in dem die Bewegungs- und instinktiven Funktionen fortwährend die Gefühls- und Denkfunktionen überwiegen.

„Mensch Nummer zwei bedeutet einen Menschen auf der gleichen Entwicklungsstufe, aber einen Menschen, bei dem der Schwerpunkt seines psychischen Lebens in dem Gefühlszentrum liegt, das heißt der Mensch, bei dem die Gefühlsfunktionen alle anderen überwiegen; der Gefühlsmensch, der emotionale Mensch.

„Mensch Nummer drei bedeutet einen Menschen auf der gleichen Entwicklungsstufe, bei dem aber der Schwerpunkt seines Lebens im Denkzentrum liegt, das heißt den Menschen, bei dem die Denkfunktion die Oberhand über die Bewegungs-, instinktiven und Gefühlsfunktionen hat, den Menschen der Vernunft, der alles von Theorien, von denkerischen Erwägungen aus anpackt.

„Jeder Mensch wird als Nummer eins, Nummer zwei oder Nummer drei geboren.

„Mensch Nummer vier wird nicht als solcher geboren. Er wird als Nummer eins, Nummer zwei oder Nummer drei geboren und wird vier nur als Ergebnis von ganz bestimmten Anstrengungen. Mensch Nummer vier ist immer das Produkt der Arbeit von Schulen. Er kann weder so geboren werden noch zufällig oder als Ergebnis gewöhnlicher Einflüsse des Heranwachsens und der Erziehung und so fort sich dazu entwickeln. Der Mensch Nummer vier ist schon auf einer anderen Stufe als Nummer eins, zwei oder drei, er hat einen dauernden Schwerpunkt, der in seinen Ideen, in seiner Wertung der Arbeit und in seiner Beziehung zu der Schule liegt. Außerdem haben seine psychischen Zentren bereits begonnen, ins Gleichgewicht zu kommen; ein Zentrum kann in ihm nicht ein solches Übergewicht über die andern haben, wie dies bei Leuten der ersten drei Kategorien der Fall ist. Er beginnt sich bereits kennenzulernen und zu wissen, wohin er geht.

„Mensch Nummer fünf ist schon kristallisiert; er kann nicht wechseln, wie Mensch Nummer eins, zwei und drei wechseln; aber wir müssen bemerken, dass Mensch Nummer fünf das Ergebnis richtiger Arbeit, aber auch das Ergebnis falscher Arbeit sein kann. Er kann Nummer fünf über Nummer vier werden und er kann Nummer fünf werden, ohne vier gewesen zu sein. Und in diesem Fall kann er sich nicht weiter entwickeln, kann er nicht Nummer sechs und sieben werden. Um Nummer sechs zu werden, muss er wiederum seinen kristallisierten Wesenskern einschmelzen, muss er absichtlich sein Sein von Mensch Nummer fünf verlieren. Und dies kann nur durch furchtbares Leid erreicht werden. Glücklicherweise kommen diese Fälle von falscher Entwicklung sehr selten vor.

„Die Einteilung der Menschen in sieben Kategorien oder sieben Nummern erklärt Tausende von dingen, die man anderweitig nicht verstehen könnte. Diese Teilung vermittelt den ersten Begriff der auf den Menschen angewandten Relativität. Die Dinge können die eine oder eine ganz andere Bedeutung haben, je nach der Art des Menschen, von dessen Gesichtspunkt aus oder in Beziehung zu dem sie angenommen wurden.

„In Übereinstimmung hiermit werden alle inneren und äußeren Vorgänge im Menschen, alles was ihm zukommt und alles was durch ihn geschaffen wird, ebenfalls in sieben Kategorien gegliedert.

„Man kann sagen, dass es ein Wissen Nummer eins gibt, welches auf Nachahmung, auf Instinkten beruht oder auswendig gelernt oder auch einem Menschen eingedrillt wird. Mensch Nummer eins, wenn er ein solcher im vollen Sinne des Wortes ist, lernt alles wie ein Papagei oder ein Affe.

„Das Wissen von Mensch Nummer zwei ist nur das Wissen von dem, was er gern hat; was er nicht gern hat, kennt er nicht. Überall und immer möchte er etwas Angenehmes haben. Oder, wenn er ein kranker Mensch ist, wird er im Gegenteil nur das kennen, was er nicht gern hat, was ihn abstößt und Furcht, Schrecken und Hass in ihm wachruft.

„Das Wissen von Mensch Nummer drei ist Wissen, das auf subjektivem logischen Denken basiert, auf Worten, auf wörtlichem Verstehen. Es ist das Wissen von Bücherwürmern, von Scholastikern. Menschen Nummer drei haben zum Beispiel gezählt, wie oft ein jeder Buchstabe des arabischen Alphabetes im Koran von Mohammed vorkommt und haben daraus ein ganzes Deutungssystem des Korans aufgebaut.

„Das Wissen des Menschen Nummer vier ist eine ganz andere Art Wissen. Es ist ein Wissen, das von Mensch Nummer fünf kommt, der es wiederum von Mensch Nummer sechs erhalten hat, welcher es von Mensch Nummer sieben erhielt. Aber natürlich nimmt Mensch Nummer vier von diesem Wissen nur soviel auf, als in seinen Kräften liegt. Aber im Vergleich zu Mensch Nummer eins, Mensch Nummer zwei und Mensch Nummer drei hat Mensch Nummer vier begonnen, sich von den subjektiven Elementen seines Wissens zu befreien und auf dem Weg zu objektivem Wissen fortzuschreiten.

„Das Wissen von Mensch Nummer fünf ist ganzes, unteilbares Wissen. Er hat ein unteilbares Ich erreicht und all sein Wissen gehört diesem Ich. Er könnte kein Ich haben, das etwas weiß, was ein anderes nicht weiß. Was er weiß, weiß Alles in ihm. Sein Wissen ist dem objektiven Wissen näher als das Wissen von Mensch Nummer vier.

„Das Wissen von Mensch Nummer sechs ist das vollständige Wissen, das einem Menschen erreichbar ist; aber es kann noch verlorengehen.

„Das Wissen von Mensch Nummer sieben ist sein eigenes Wissen, das ihm nicht mehr genommen werden kann; es ist das objektive und vollständige praktische Wissen vom All.

„Genau so verhält es sich mit dem Sein. Es gibt ein Sein von Mensch Nummer eins, das heißt das Sein eines Menschen, der nach seinen Instinkten und seinen Empfindungen lebt; das Sein des Menschen Nummer zwei, das heißt das Sein des fühlenden, des emotionalen Menschen; das Sein von Mensch Nummer drei, das heißt das Sein des rationalen, des theoretischen Menschen und so fort. Es ist ganz klar, warum Wissen nicht weit vom Sein entfernt sein kann. Mensch Nummer eins, zwei oder drei kann auf Grund seines Seins nicht das Wissen von Mensch Nummer vier, Mensch Nummer fünf und höher besitzen. Was immer Sie ihm auch sagen, er wird es auf seine eigene Weise deuten, wird jede Idee auf die Stufe bringen, auf der er selbst sich befindet.

„Die gleiche Einteilung in sieben Kategorien muss auf alles angewandt werden, was sich auf den Menschen bezieht. Es gibt Kunst Nummer eins, das ist die Kunst des Menschen Nummer eins, nachahmende, kopierende Kunst oder rohe, primitive und sinnliche Kunst, die Tänze und Musik wilder Völker. Dann gibt es Kunst Nummer zwei, sentimentale Kunst; Kunst Nummer drei, intellektuelle, erdachte Kunst. Und so muss es auch Kunst Nummer vier, Nummer fünf und so fort geben.

„Genau auf die gleiche Weise gibt es eine Religion des Menschen Nummer eins, das heißt eine Religion, die aus Riten, aus äußeren Formen, aus Opfern und Zeremonien von eindrucksvoller Pracht und Glanz besteht oder im Gegenteil einen düsteren, grausamen und wilden Charakter hat und so fort. Es gibt die Religion von Mensch Nummer zwei; die Religion des Glaubens, der Liebe, Verehrung, der Impulse, der Begeisterung, die sich leicht in die Religion der Verfolgung, Unterdrückung und Ausrottung von ‚Häretikern’ und ‚Heiden’ verwandelt. Dann gibt es die Religion des Menschen Nummer drei; die intellektuelle, theoretische Religion von Beweisen und Argumenten, auf logischen Schlüssen, Überlegungen und Deutungen basierend. Die Religionen Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei sind wirklich die einzigen, die wir kennen. Alle bestehenden und bekannten Religionen und Glaubensformen in der Welt gehören zu einer dieser drei Kategorien. Was die Religion von Mensch Nummer vier oder die Religion von Mensch Nummer fünf und so fort ist, wissen wir nicht und können es nicht wissen, solange wir bleiben, was wir sind.

„Wenn wir an Stelle von Religion im Allgemeinen das Christentum nehmen, dann wiederum gibt es ein Christentum Nummer eins, das heißt Heidentum in christlicher Verkleidung. Christentum Nummer zwei ist eine Gefühlsreligion, manchmal sehr rein, aber ohne Kraft, manchmal voll von Blutvergießen und Schrecken, die zur Inquisition, zu Religionskriegen führt. Christentum Nummer drei, wovon die verschiedenen Formen des Protestantismus zeugen, gründet sich auf Dialektik, Argumente, Theorien und so fort. Dann gibt es Christentum Nummer vier, von dem Menschen Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei überhaupt keinen Begriff haben.

„Tatsächlich sind Christentum Nummer ein, Nummer zwei und Nummer drei einfach äußere Nachahmungen. Nur ein Mensch Nummer vier strebt danach, ein Christ zu sein, und nur Mensch Nummer fünf kann wirklich ein Christ sein. Denn ein Christ zu sein bedeutet, dass man das Sein eines Christen haben, das heißt in Übereinstimmung mit Christi Lehre leben muss.

„Mensch Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei können nicht in Übereinstimmung mit Christi Lehre leben, weil alles mit ihnen ‚geschieht’. Heute ist es so und morgen ganz anders. Heute sind sie bereit, ihr letztes Hemd wegzugeben und morgen reißen sie einen Menschen in Stücke, weil er sich weigert, ihnen sein Hemd zu geben. Sie werden durch jeden Zufall zum Schwanken gebracht. Sie sind nicht Herr ihrer selbst, und deswegen können sie sich auch nicht entscheiden, Christen zu sein, wirklich Christen zu sein.

„Wissenschaft, Philosophie und alle Äußerungen des menschlichen Lebens und menschlicher Tätigkeit können gleicherweise in sieben Kategorien eingeteilt werden; aber die übliche Sprache, in der Menschen reden, ist sehr weit von jeder solchen Einteilung entfernt und das eben macht das Verständnis zwischen den Menschen so schwierig.

„Als wir die verschiedenen subjektiven Bedeutungen des Wortes ‚Mensch’ untersuchten, haben wir gesehen, wie verschieden und wie widerspruchsvoll und darüber hinaus wie verborgen und unmerklich selbst für den Sprecher die Bedeutungen und Bedeutungsschattierungen sind, die durch gewohnte Assoziationen verursacht und in einem Wort ausgedrückt werden können.

„Nehmen wir ein anderes Wort, zum Beispiel den Begriff ‚Welt’. Jeder Mensch versteht ihn auf seine eigene Weise, und jeder Mensch auf eine ganz andere Weise. Jeder hat, wenn er das Wort ‚Welt’ hört oder ausspricht, Assoziationen, die einem anderen völlig fremd und unverständlich sind. Jede ‚Weltanschauung’, jede gewohnte Art zu denken, birgt in sich ihre eigenen Assoziationen, ihre eigenen Ideen.

„In einem Menschen mit einer religiösen Weltanschauung, einem Christen, wird das Wort ‚Welt’ eine ganze Reihe religiöser Ideen wachrufen, es wird sich notwendig mit der Idee Gottes verknüpfen, mit der Idee der Weltschöpfung und des Weltendes oder der ‚sündigen Welt’ und so fort.

„Für einen Schüler der vedantischen Philosophie wird die Welt vor allem anderen Täuschung, ‚Maya’ sein.

„Ein Theosoph wird an verschiedene ‚Ebenen’ denken, die physische, die astrale, die mentale und so fort.

„Ein Spiritist wird an das ‚Jenseits’, die Welt der Geister denken. Ein Physiker wird die Welt vom Gesichtspunkt der Struktur der Materie betrachten, es wird eine Welt von Molekülen, Atomen oder Elektronen sein.

„Für den Astronomen wird die Welt aus Sternen und Nebeln bestehen.

„Und so weiter und so fort. Die phänomenale und die numenale Welt, die Welt der vierten und der anderen Dimensionen, die Welt von Gut und die Welt von Böse, die stoffliche Welt und die unstoffliche Welt, das Machtverhältnis zwischen den verschiedenen Nationen der Welt, kann der Mensch in der Welt ‚gerettet’ werden und so weiter und so fort.

„Die Menschen haben Tausende verschiedener Ideen über die Welt, aber keine einzige allgemeine Idee, die ihnen ermöglichen würde, einander zu verstehen und sofort zu bestimmen, von welchem Gesichtspunkt aus sie die Welt betrachten.

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Kapitel 4 - Auf der Suche nach dem Wunderbaren - P. D. Ouspensky

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